Du hast in Österreich eingekauft, ein Abo abgeschlossen oder online bestellt und fragst dich, welche Rechte dir eigentlich zustehen? Viele Österreicherinnen und Österreicher wissen, dass es so etwas wie Gewährleistung, Garantie oder Rücktrittsrecht gibt – aber die Details verschwimmen oft. Noch komplexer wird es, wenn europäische Vorgaben wie die EU-Verbraucherrechterichtlinie oder neue Regeln gegen Greenwashing dazukommen.
In diesem Artikel bekommst du einen kompletten Überblick über deine Verbraucherrechte in Österreich. Wir starten mit den Rechtsgrundlagen im Konsumentenschutzgesetz (KSchG), gehen über zu Gewährleistung und Garantie, beleuchten das Widerrufsrecht bei Onlinekäufen und zeigen anhand von aktuellen Gerichtsurteilen, wie diese Rechte tatsächlich durchgesetzt werden. Auch das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ), moderne Themen wie digitale Produktsicherheit und ganz praktische Tipps für den Alltag fehlen nicht. Das Ziel: Du sollst nach der Lektüre genau wissen, was dir zusteht, wie du deine Rechte durchsetzt und welche Stellen dich im Ernstfall unterstützen.
Kernaussagen
- In Österreich bist du durch das KSchG und EU-Richtlinien gut geschützt.
- Gewährleistung ist verpflichtend, Garantie freiwillig.
- Onlinekäufe kannst du 14 Tage ohne Angabe von Gründen widerrufen.
- Viele unfaire AGB-Klauseln sind rechtswidrig und können angefochten werden.
- Das EVZ hilft dir bei Problemen mit ausländischen Händlern.
- Digitale Produkte müssen mit Sicherheitsupdates versorgt werden.
- Dokumentiere Probleme immer genau und wende dich frühzeitig an Beratungsstellen.
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Rechtsgrundlagen in Österreich
Das Konsumentenschutzgesetz (KSchG)
Das KSchG ist das Herzstück deiner Rechte. Es schützt dich als Konsumentin oder Konsumenten gegenüber Unternehmerinnen und Unternehmern. Besonders wichtig ist das Transparenzgebot: Vertragsklauseln müssen klar und verständlich sein. Unklare oder benachteiligende AGB sind oft nicht wirksam.
Rücktrittsrechte bei Haustürgeschäften
Bei Haustürgeschäften, Kaffeefahrten oder anderen überraschenden Vertragssituationen gibt dir das KSchG ein Rücktrittsrecht. So bist du nicht ausgeliefert, wenn du dich überrumpelt fühlst.
Gewährleistung und Garantie im Gesetz
Die Gewährleistung – also die Pflicht des Verkäufers, mangelfreie Ware zu liefern – ist gesetzlich geregelt. Sie gilt unabhängig davon, ob dir zusätzlich eine Garantie angeboten wird. Garantien sind freiwillige Zusatzleistungen, die oft mit Werbeversprechen verbunden sind.
Verbandsklagen als Schutzinstrument
Das KSchG erlaubt sogenannte Verbandsklagen. Konsumentenschutzorganisationen wie der VKI oder die Arbeiterkammer können gegen unfaire Klauseln oder Geschäftspraktiken vorgehen, auch wenn nicht du persönlich betroffen bist. Das stärkt die Position der Konsument:innen enorm.
EU-Regeln und ihre Umsetzung in Österreich
Die Verbraucherrechterichtlinie
Seit 2014 gilt in Österreich die EU-Verbraucherrechterichtlinie. Sie schreibt vor, dass Unternehmer:innen dich umfassend informieren müssen, bevor ein Vertrag zustande kommt – etwa über Preis, Lieferkosten, Rücktrittsrechte und Vertragslaufzeit.
Informationspflichten
Unternehmer:innen sind verpflichtet, dir vor Vertragsabschluss klare Angaben zu machen. Dazu gehören Preise inklusive Steuern, Lieferbedingungen, Zahlungsmodalitäten und natürlich das Widerrufsrecht.
Widerrufsrecht beim Fernabsatz
Kaufst du online oder telefonisch, gilt das 14-tägige Widerrufsrecht. Innerhalb dieser Frist kannst du ohne Angabe von Gründen zurücktreten. Dafür gibt es ein EU-weit gültiges Musterformular, das dir der Händler zur Verfügung stellen muss.
Aktuelle EU-Entwicklungen
Die Modernisierungsrichtlinie stärkt den Schutz vor unlauteren Geschäftspraktiken. Ab 2026 kommt die EmpCo-Richtlinie dazu, die dich unter anderem vor Greenwashing schützen soll. Damit werden auch Umwelt- und Nachhaltigkeitsversprechen stärker kontrolliert.
Gewährleistungsrechte in der Praxis
Primäre und sekundäre Ansprüche
Wenn ein Produkt mangelhaft ist, hast du zuerst Anspruch auf Reparatur oder Austausch. Erst wenn das nicht möglich oder unverhältnismäßig ist, kannst du eine Preisminderung oder Vertragsauflösung verlangen.
Beweislastumkehr
Zeigt sich ein Mangel innerhalb bestimmter Fristen, wird vermutet, dass er schon bei Übergabe vorhanden war. Das erleichtert dir die Durchsetzung deiner Ansprüche, weil du den Fehler nicht selbst beweisen musst.
Abgrenzung Gewährleistung und Garantie
Während die gesetzliche Gewährleistung verpflichtend ist, bleibt die Garantie freiwillig. Händler:innen oder Hersteller:innen können zusätzliche Leistungen versprechen, etwa längere Haltbarkeit oder bestimmte Serviceleistungen. Für dich ist wichtig zu wissen: Die Gewährleistung kannst du immer geltend machen – unabhängig von Garantien.
Informationspflichten und Widerrufsrecht
Was Unternehmer:innen offenlegen müssen
Vor jedem Vertragsabschluss müssen Preise, Nebenkosten, Vertragsbedingungen und Rücktrittsmöglichkeiten klar angegeben werden. Fehlen diese Infos, kann das rechtliche Folgen für den Händler haben.
Widerrufsfrist – 14 Tage
Bei Onlinekäufen hast du grundsätzlich 14 Tage Zeit, den Vertrag zu widerrufen. Die Frist beginnt ab dem Zeitpunkt, an dem du die Ware erhältst. Manche Produkte sind ausgenommen, etwa Maßanfertigungen oder schnell verderbliche Waren.
Unterschied Online vs. stationär
Während dir beim Onlinehandel ein Widerrufsrecht zusteht, gibt es im Geschäft vor Ort in der Regel kein gesetzliches Rücktrittsrecht. Viele Händler bieten aber freiwillig Umtausch- oder Rückgabemöglichkeiten an.
Praktische Beispiele aus Österreich
DAZN-Urteil
Der OGH hat entschieden, dass Preiserhöhungsklauseln in den AGB von DAZN unzulässig sind. Abonnent:innen mussten nicht zahlen, was der Anbieter einfach nachträglich aufschlagen wollte.
Ryanair-Fall
Auch bei Fluglinien kam es zu Auseinandersetzungen. Unfaire Zusatzgebühren wurden in mehreren Fällen als rechtswidrig eingestuft.
EVN-Rückerstattungen
Nach rechtswidrigen Preiserhöhungen im Energiesektor mussten Kund:innen Rückzahlungen erhalten. Bis Sommer 2025 konnten viele Betroffene ihr Geld zurückfordern.

Grenzüberschreitende Fälle und EU-Hilfe
Europäisches Verbraucherzentrum Österreich (EVZ)
Das EVZ hilft dir kostenlos bei Problemen mit Unternehmen aus anderen EU-Staaten. Ob Onlinebestellung oder Reisebuchung – die Expert:innen unterstützen dich bei der Durchsetzung deiner Rechte.
Online-Streitbeilegung (ODR)
Über die europäische ODR-Plattform kannst du Konflikte unkompliziert online lösen. Das ist besonders hilfreich, wenn du dich mit einem ausländischen Onlinehändler streitest.
Verbraucherschutz im Alltag und in der Digitalisierung
Produktsicherheit und Updates
Elektronische Geräte müssen den EU-Sicherheitsstandards entsprechen. Seit 2022 hast du außerdem Anspruch auf notwendige Sicherheits- und Funktionsupdates, damit digitale Produkte nicht vorzeitig veralten.
Datenschutz und Labels
Beim Einkauf siehst du immer öfter Energieeffizienzlabel oder Angaben zu Umweltschutz. Auch der Datenschutz spielt eine Rolle, etwa bei smarten Geräten oder Apps.
Praktische Tipps für Konsument:innen
- Mängel sofort schriftlich melden – am besten per E-Mail oder eingeschriebenem Brief.
- Rechnungen, Garantieunterlagen und Kaufbelege sorgfältig aufbewahren.
- Bei Unsicherheiten Verbraucherorganisationen wie VKI oder Arbeiterkammer kontaktieren.
- Vorsicht bei unseriösen Online-Shops – im Zweifel beim EVZ nachfragen oder die ODR-Plattform nutzen.
FAQs
Wie lange gilt die Gewährleistung in Österreich?
Mindestens zwei Jahre, unabhängig von Garantien.
Habe ich bei Onlinekäufen immer ein Rücktrittsrecht?
Ja, 14 Tage – außer bei Ausnahmen wie Maßanfertigungen.
Was tun bei unzulässigen Gebühren?
Solche Klauseln sind oft nichtig. VKI oder Arbeiterkammer können helfen.
Wer unterstützt mich bei Problemen mit EU-Unternehmen?
Das Europäische Verbraucherzentrum Österreich (EVZ) bietet kostenlose Beratung.
Habe ich Anspruch auf Updates bei digitalen Produkten?
Ja, gesetzlich sind Hersteller verpflichtet, Sicherheits- und Funktionsupdates bereitzustellen.
Fazit
Die österreichischen Verbraucherrechte sind stark und decken viele Lebensbereiche ab. Ob Gewährleistung, Garantie, Rücktritt oder Informationspflichten – du bist als Konsument:in in einer guten Position. Wichtig ist, dass du deine Rechte kennst und sie auch aktiv einforderst.
Praktische Hilfe bekommst du bei Organisationen wie dem VKI, der Arbeiterkammer oder dem EVZ. Sie unterstützen dich dabei, deine Ansprüche geltend zu machen – egal ob bei einem defekten Gerät, unfairen AGB oder Problemen mit einem Onlinehändler.
Mein Tipp: Bewahre deine Unterlagen gut auf, melde Mängel sofort und informiere dich rechtzeitig. So bleibst du souverän und kannst deine Rechte bestmöglich nutzen.
Quellen
- Konsumentenschutzgesetz (KSchG), Wikipedia
- oesterreich.gv.at – Gewährleistung und Verbraucherrechte
- WKO – Informationspflichten bei Verbraucherverträgen
- VKI – Verbraucherurteile (DAZN, Ryanair, EVN)
- Europäisches Verbraucherzentrum Österreich (EVZ)
- BMWE – EU-Verbraucherschutz und Modernisierungsrichtlinie
- Richtlinie 2011/83/EU (Verbraucherrechte)
- Richtlinie (EU) 2024/825 (EmpCo – Greenwashing)
- europa.eu – Produktsicherheit, digitale Rechte